Region Manantali: Einstellung der Beschneidungspraxis von weiblichen Kindern und Jugendlichen
Eine Kooperation mit dem BMZ und Muso Jiriva (Aufblühen der Frauen) Bamako
Land: Mali
Projektleitung: Senta Möller, Nora Pistor
Fördersumme: 32.000 EUR
Laufzeit: 2005 – 2007
Lokaler Projektpartner: Muso Jiriva (Aufblühen der Frauen) Bamako
Kontakt: senta.moeller@materra.org, nora.pistor@materra.org
In der Region Manantali leben ca. 30.000 Einwohner. Mehr als die Hälfte sind Frauen. Die am weitesten verbreitete Ethnie ist die der Malinkés. Landwirtschaft und Vieh-Haltung sind die Hauptaktivitäten der Bevölkerung.
Nachhaltig verändert wurde das Leben in der Region durch den in den 80er Jahren erbauten Staudamm. Er sollte primär den Zielen der Stromerzeugung, der Schiffbarmachung des Senegal-Flusses von Sain-Louis (Senegal) bis Kayes (Mali) und der Erstellung von Bewässerungsflächen dienen. Durch die Zwangsumsiedlung der der Bevölkerung in der Region ergaben sich in den letzten Jahren die Probleme der Verknappung des Lebensraumes, der Begrenzung der Ackerfläche pro Einwohner, des Rückgangs der Bodenfruchtbarkeit und damit er Ernteeinträge und der allgemeinen Verarmung der Landbevölkerung, insbesondere der Frauen.
Nationale Informationskampagnen gegen die Beschneidung haben nur die großen Städte erreicht. Die Region um Manantali ist nicht informiert. Ein Gesetzesentwurf gegen die Beschneidung liegt in der Nationalversammlung Malis vor, die Regierung will jedoch erst durch Aufklärungskampagnen die Bevölkerung zum Unterlassen der Beschneidungen bringen.
Auf Wunsch von Teilen der Bevölkerung, Frauen- und Jugendgruppen sowie der politischen und religiösen Führer hat materra mit finanzieller Unterstützung des BMZ eine umfangreiche Informations- und Sensibilisierungskampagne in einem Gebiet mit 30.000 Menschen in 36 Dörfern durchgeführt. Durch Radiosendungen, Theaterspiele, Plakate, Videovorführungen wurde eine umfangreiche Sensibilisierung über die schädlichen Folgen der Beschneidung durchgeführt. Die ca. 60 Beschneiderinnen wurden zu Töpferinnen, zu Geburtshelferinnen oder auch zur Seifenherstellung umgeschult.
Besonders die politischen und religiösen Führer, die Dorfchefs und zahlreiche Frauenorganisationen unterstützten das Projekt in den Veranstaltungen.
Besonders wichtig waren jedoch die landesweiten Radiosendungen, in denen gerade die jungen Männer die schändliche Beschneidungspraxis anprangerten.
materra hat durch das Projekt in Mopti mit der Finanzierung von Fisteloperationen gesehen, dass oft Beschneidungen Ursache von Blasen-Scheidenfisteln sind. materra machte es sich deshalb zum Ziel, Beschneidungen und Genitalverstümmelungen zu verhindern, anstatt teure Operationen zu finanzieren.
Durch die Verhinderung von Genitalbeschneidungen wird ein wesentlicher Grund für Geburtskomplikationen eleminiert.
Ziel
Ziel des Projekts ist die Einstellung der Beschneidungspraxis zugunsten von etwa 6.000 weiblichen Kindern und Jugendlichen. Dieses Ziel soll durch die Überzeugung der kommunalen Meinungsführer sowie der Frauengruppen, einschließlich der Beschneiderinnen von der Schädlichkeit der Beschneidung und durch Sensibilisieren der gesamten Bevölkerung sowie gleichzeitig durch Abschwören und Umschulen der Beschneiderinnen erreicht werden. Das Angebot von medizinischer Betreuung soll den Frauen unmittelbar helfen zudem das Vertrauen in die Antibeschneidungskampagne erhöhen und gleichzeitig konkret die bereits eingetretenen schädlichen Folgen der Beschneidung aufzeigen.
Die Ziele im Konkreten:
- Umfassende Information und Aufklärung der gesamten Bevölkerung über die tiefgreifende Folgen der Beschneidung für die Mädchen und Frauen.
- Überzeugung der Bevölkerung, die körperliche Unversehrtheit der Mädchen zu schützen, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden, Leiden zu verhindern und dadurch einer weiteren Verarmung entgegen zu wirken.
- Sanktionieren aller künftigen Versuche, erneut Beschneidungen durchzuführen.
- Umformung von traditionellen Riten, insbesondere der Initiationsriten.
- Medizinische Versorgung der betroffenen Mädchen und Frauen.
Zielgruppe
Zielgruppe des Projektes ist die Bevölkerung in 36 Dörfern in der Gegend von Manantali. In der traditionell konservativen Bevölkerung werden Mädchen zwischen 3 – 12 Jahren beschnitten, indem die Klitoris entfernt wird.
1 % der Mädchen verbluten oder sterben an einer Infektion nach der Beschneidung. Die Frauen tragen oft ein Leben lang Schmerzen, Geburtsprobleme, chronische Infektionen und psychische Erkrankungen.
Umsetzung
Für die materra-Stiftung wurde 2006 von Dr. H. Deserno, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt a.M., eine Abhandlung zur Frage geschrieben, wie sich Projekte zur Bekämpfung der Genitalverstümmelung begründen und mit einem Studiendesign verbinden lassen. Bei Interesse nehmen Sie gerne Kontakt mit den Projektleiterinnen auf.
Instrumente zur Erreichung der Projektziele:
- Kontakte zur den politischen Führern und zu den Meinungsbilderinnen in den Dörfern
- Sensibilisierungsprogramme mit FRauengruppen in ca. 30 Dörfern im Umkreis von 60 km
- Halbstündige Radiosendungen mit zwei lokalen Radiosendern
- Theaterstücke mit lokalen Schauspielern
- Sensibilisierung der Bschneiderinnen und Schmiedefrauen
- Initiierung einkommensschaffender Aktivitäten für Beschneiderinnnen
- Offizielle Treffen der Dorfchefs, der Frauengruppen und ehemaligen Beschneiderinnen
- Medizinische Betreuung der Folgeerkrankungen
Projektträger im Partnerland
Das Projekt ist durch die Initiative von Frauengruppen aus den Dörfern in Manantali entstanden, die sodann zusammen mit den Frauen von MUSO JIRIWA (s.u.) das Projekt geplant haben. Alle Frauen sind selbst durch die Beschneidung Betroffene und entsprechend stark für die erfolgreiche Projektführung motiviert.
MUSO JIRIWA (Aufblühen der Frauen)
BP: 7 Manantali Mali
E-Mail: musoji@yahoo.fr
Die Organisation MUSO JIRIWA existiiert seit 1998 und ist offiziell von der Regierung in Bamako als gemeinnützig anerkannt. Sie hat die rechtliche und wirtschaftliche Verbesserung der Landfrauen zum Ziel. Insgesamt arbeiten 10 Personen für diese NGO.
MUSO JIRIWA hat bereits zusammen mit den Frauengruppen im Projektgebiet eine Aufklärungskampagne über Frauenrechte betrieben.
Publikationen:
Kontakt: Senta Möller und Nora Pistor
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