Besuchsprofessuren und Ausbildungs-Assistenz an afrikanischen Universitäten

eine Zusammenfassung von drei Lehrprojekten

Land: Äthiopien, Ghana, Mozambik
Projektleitung: Michael Runge
Fördersumme: 31.000 Euro
Laufzeit: 14-tägige Einsätze in den Jahren 2007-2014
Lokaler Projektpartner: Siehe unten
Alle Förderer: Siehe unten
Kontakt: Michael Runge

In den Jahren 2001 bis 2007 wurden im Rahmen unseres zweiten Vietnamprojekts (s. dort), Lehrmaterialien für die Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe erstellt. Dabei handelte es sich um die weltweit ersten mono- bzw. bilingualen Lehrbücher, die gezielt auf das Fachwissen und die praktische Ausübung zukünftiger FachärztInnen zugeschnitten waren.

Facharzt wird man durch theoretische und praktische Ausbildung. In unseren Ländern lernen wir aus Textbüchern, die zu Hunderten in unseren Bibliotheken zur Verfügung stehen, durch Dutzende von Kongressen und Weiterbildungstagungen jedes Jahr, durch das Internet und den Erfahrungsaustausch mit KollegInnen, durch Lehrvisiten unserer vorgesetzten KollegInnen, durch gemeinsames Operieren, wöchentlichen, innerbetrieblichen Weiterbildungsveranstaltungen (CME, continuous medical education) und gezielten Veranstaltungen zu kritisch verlaufenen Krankheitsfällen mit Todesfolge von Mutter oder neugeborenem Kind. In den ärmsten Ländern stehen den jungen KollegInnen häufig nur wenig von alledem zur Ausbildung zur Verfügung.

Fehlt das theoretische und praktische Wissen in der Ausbildung, wird Medizin immer nur ein Raten und versuchsweises Behandeln von Symptomen ohne wirkliche Diagnose bleiben („guessing medicine“). Das ledigliche Behandeln von Symptomen ist aber nach aller Erfahrung in 40 % der Patienten falsch und führt zu unnötigen Leiden und finanzieller Belastung der eh schon armen Bevölkerung und oft zum vorzeitigen Tod.

Lehrbücher und Video-DVDs zu Operationen für die Lernenden, und CD-ROMs für den Unterricht der HochschullehrerInnen und Lehr-Hebammen

Die von uns eigentlich für die Verwendung in ressourcenarmen Ländern entwickelten Lehrmaterialien wurden aber wegen ihrer Praxisbezogenheit vom „European Board and College of Obstetrics and Gynecology“ (EBCOG) in Brüssel auch für die Fach-arztausbildung in Europa empfohlen und akkreditiert. Das führte vor allem in den englischsprachigen afrikanischen Ländern und Universitäten zu einer erhöhten Nach-frage nach unseren 18 Büchern für die Facharztanwärter, 14 Video-DVDs und 28 CD-ROMs für die HochschullehrerInnen zum Unterrichten der Inhalte. In der Folgezeit wurde der Projektleiter Michael Runge wiederholt von den oben genannten Universitäten auf dem afrikanischen Kontinent eingeladen.

Ziele

  • Verbesserung der theoretischen und praktischen Ausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe in den einladenden Universitäten
  • Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen und ihren Kindern
  • Förderung von internationalen Ausbildungs- und Forschungs-kooperationen mit Unterstützung des DAADs in Bonn
  • Den beteiligten Universitäten sollte der Zugang zu deutschen Stipendienprogrammen des DAADs ermöglicht werden

Junge Facharztstudentin an der Frauenklinik in Maputo, Mozambik

Durchführung und Ergebnisse

  • Bei diesen „Visiting Professorships“ wurden meist mehrere Module unterrichtet und der Gebrauch der multimedialen Lehrmaterialien im theoretischen und praktischen Unterricht den einheimischen DozentInnen demonstriert
  • Die beteiligten Universitäten erhielten für ihre Bibliotheken und die Präsenzbüchereien in den zugehörigen Lehrkrankenhäusern je eine Satz aller Lehrmaterialien
  • Das uneingeschränkte Nutzungsrecht für unsere 28 Module wurde den Universitäten jeweils für fünf Jahre erteilt. Eine Verlängerung war nach dieser Zeit auf Anfrage möglich.
  • Die Inhalte der Unterrichtsvereinbarungen wurden in einem „Memoran-dum of Understanding“ festgehalten und von den beteiligten Universi-tätsorganen unterzeichnet
  • Im Falle der Eduardo-Mondlane-Universität in der Hauptstadt Mozam-biks, Maputo, wurden unsere Module in der Folgezeit von einem ärztlichen Mitarbeiter der deutschen „Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)“ ohne unser weiteres Zutun weiter unterrichtet
  • Im Falle von Ghana hat sich aus der „visiting professorship“ ein reger Wissenschaftsaustausch mit Freiburg ergeben
  • Aus allen Projektländern erfolgten auch außerhalb der Medizin Stipen-dienanträge an den DAAD

Michael Runge (links) in einer Unterrichtspause in der Frauenklinik der Eduardo-Mondlane- Universität, Maputo, Mozambik. Dr. G. Dietz von der GIZ, der das Unterrichtsprogramm übernommen hat (rechts)

Resumee

Auch kleine Projekte, wie das hier vorgestellte, können in Zusammenarbeit mit den engagierten HochschullehrerInnen als „Meinungsmultiplikatoren“ und „Opinion leaders“ große Effekte in der Gesundheitsversorgung der Frauen und ihrer Kinder haben.

Lokaler Projektpartner: Universität Accra, Medizinische Fakultät, Ghana
Universität von Kumasi – Frauenklinik, Ghana
Universität Goldküste, Medizinische Fakultät, Ghana
Katholisches Lehrkrankenhaus Battor, Ghana
Universität Addis Ababa, Frauenklinik, Äthiopien
Universität Gondar, Frauenklinik, Äthiopien
Universität Jimma, Frauenklinik, Äthiopien
Eduardo-Mondlane-Universität, Frauenklinik,
Maputo, Mozambik
Alle Förderer: Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD, Bonn
Materra Stiftung Frau und Gesundheit e.V., Freiburg
Else-Kröner-Fresenius Stiftung, Bad Homburg
Collaborating Center for Postgraduate Training and
Research in Reproductive Health, Universitäts-Frauenklinik, Freiburg

Kontakt: Michael Runge

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