Training and Research in Reproductive Health in South East Asia

(Visiting Professorship und Ausbildungskooperation der Universitäts-Frauenkliniken Freiburg, Bonn, Heidelberg mit den Universitäten von Ho Chi Minh City, Hue, Hanoi/Vietnam, Vientiane Laos und Yangon/Myanmar)

Land: Vietnam, Laos, Myanmar
Projektleitung: Michael Runge
Fördersumme: 1,65 Millionen Euro
Laufzeit: 2001-2007
Lokaler Projektpartner: Siehe unten
Alle Förderer: Siehe unten
Kontakt: Michael Runge

Während unseres Projekts 1994 bis 2001 fiel immer auf, dass die Entwicklungshilfe-Dienstleistungen, auch der Bundesrepublik, sich auf beratende Tätigkeiten auf ministerieller Ebene oder im Falle des Dt. Entwicklungsdienstes auf das „community level“ beschränken. Multisektorale Projektansätze, die universitäre Strukturen mit einbezogen, gab es nicht. Wie sollen sich mütterliche und kindliche Sterblichkeit verbessern, wenn das notwendige Fachwissen für ÄrztInnen, Hebammen und Krankenschwestern nur an den wenigen Universitäten gelehrt wird. Gibt es dort keine FachärztInnen mehr und keine zeitgemäßen Lehrmaterialien, dann wird der Unterricht der AllgemeinärztInnen, die ihrerseits keine ausreichende Ausbildung genossen haben, nur unzureichend ausfallen.
Fachwissen kann nur von FachärztInnen erworben werden.

Die historische Fehlentscheidung der inter-nationalen Organisationen wie WHO und UNDP (United Nation’s Development Programme), auch noch die Ausbildungsgänge für Hebammen und Kranken-schwestern von ursprünglich drei Jahren auf vier Monate und die geburtshilfliche Ausbildung der AllgemeinärztInnen ebenso zu verkürzen, machte eine wirkliche Verbesserung der mütterlichen und kindlichen Sterblichkeit im ausgehenden Jahrtausend fast unmöglich. Die mütterliche und kindliche Sterblichkeit lag deshalb 100- bzw. 10 mal höher als in den umgebenden Schwellenländern Thailand und Malaysia.
Die Abteilungen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an den Universitäten von Vietnam verfügten im Jahr 2000 über keinen einzigen ordentlichen Professor für diesen Fachbereich und das bei einer Bevölkerung von 82 Millionen Menschen.

Frauengesundheit heißt aber nicht nur Zugang zu einer sicheren Geburt zu haben, sondern auch eine korrekte Behandlung für die sog. Frauenleiden (Frauenheilkunde) erwarten zu können. Bei unserer Analyse in den ärmsten südostasiatischen Ländern Vietnam, Laos, Kambodscha und Myanmar (zu dieser Zeit noch least developed countries) stellten wir fest, dass alle Subspezialitäten der Frauenheilkunde und Geburtshilfe mangels fehlender FachärztInnen nicht unter-richtet wurden. Für die Patientinnen mit Gesundheitsproblemen im Bereich der Infektiologie, Hormonkrankheiten, Unfruchtbarkeit, Krebs und Krebsvorsorge, Urologie, Risikoschwangerschaften etc. gab es keine fachlich korrekte Behandlung. Das heißt, dass sie in großer Zahl falsch behandelt wurden und häufig vorzeitig starben.

Trainingskurs in gynäkologischer Infektiologie in Hanoi 2002 (Dozent Prof. A. Clad Freiburg)

Ziele

  • eine weitere Senkung der mütterlichen und kindlichen Sterblichkeits- und Erkrankungsraten
  • eine verbesserte Ausbildungsstruktur in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe der beteiligten Universitäten primär im Postgraduierten Bereich (Facharztausbildung) und sekundär bei der MedizinstudentInnenausbildung
  • eine deutlich verbesserte klinische Diagnostik und Versorgung der Frauen und Neugeborenen in den Lehrkrankenhäusern der beteiligten Länder, die als Wissensmultiplikatoren fungieren
  • erstmals sollten multimediale Lehrmaterialien in medizinischem Englisch und der Landessprache für die Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe hergestellt werden und in den Projektländern eingesetzt werden
  • Internationalisierung der beteiligten Universitäten, um neuen Partnerschaften und Ausbildungskooperationen den Weg zu bereiten

Durchführung

  • Es wurden 18 bilinguale Lehrbücher in den Subspezialitäten der Frauenheilkunde und Geburtshilfe für die FacharztanwärterInnen erarbeitet
  • Das neue Fachwissen wurde in 18 CD-Roms mit über 10.000 Powerpoint Folien für den theoretischen Unterricht der aus- und inländischen Hoch-schullehrer aufbereitet
  • Für die praktische Ausbildung wurden 4 Video-DVDs mit medizinischen diagnostischen Verfahren und Operationen erarbeitet, die den praktischen Kursteilen zur Vorbereitung dienten
  • An der Herstellung und dem Unterricht der 18 Module arbeiteten mit dem Projektleiter weitere 17 UniversitätsdozentInnen und ProfessorInnen der beteiligten europäischen Universitäten (s.o.)
  • Alle 18 Module wurden in 67 theoretischen und praktischen Workshops von jeweils zwei Wochen Länge an den Universitäten der Zielländer durch die Dozenten unterrichtet
  • Gesamte geleistete Unterrichtszeit 134 Wochen = zweieinhalb Jahre vor Ort Präsenz
  • Es wurden zwei neue Universitäts-Partnerschaften zwischen der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, der National University of Laos in Vientiane und der University of Medicine and Pharmacy in Hue in Vietnam gegründet
  • Mit Hilfe der medizintechnischen Industrie in Deutschland konnten zusätz-lich viele technische Nachrüstungen in den klinischen Einrichtungen unserer Partner kostenneutral als Industriespenden durchgeführt werden. Diese waren nötig, um das neu erworbene praktische und theoretische Wissen auch im klinischen Alltag zum Vorteil der Patientinnen und Neugeborenen anwenden zu können
  • In den Lehrkrankenhäusern wurden zu den Modulen Behandlungs-richtlinien (guidelines) für den klinischen Alltag erarbeitet
  • Die medizinischen Fakultäten und die Ministerien für Erziehung und Ausbildung wurden bei der Erstellung der neuen zeitgemäßeren Facharzt-Curricula beraten
  • Um die oben genannten Aktivitäten auch administrativ umsetzen zu können, wurden in Ho Chi Minh City, Hue (Vietnam) und in Vientiane (Laos) drei „Postgraguate Trainings Centers in Obstetrics and Gynecology“ eröffnet, in denen nicht nur das Projekt vor Ort verwaltet, sondern auch die Kurse der ausländischen DozentInnen abgehalten wurden.
  • Die Fachbibliotheken der beteiligten Institutionen wurden alle mit unseren Lehrbüchern und weiteren englischsprachigen Titeln ausgestattet
  • Die praktischen Kursteile wurden in den jeweiligen Lehrkranken-häusern der Universitäten abgehalten (Sprechstunden, Ultraschall, Operationen, Diagnostik)

Teilnehmerinnen des praktischen Trainingskurses „Wiederbelebung des Neugeborenen“ im Zentralkrankenhaus Hue 2002

Ergebnisse

  • An den beteiligten vietnamesischen Universitäten wurden durch unser Projekt in Rahmen eines neuen überarbeiteten nationalen Curriculum in Frauenheilkunde und Geburtshilfe 123 FachärztInnen theoretisch und praktisch von 18 europäischen Dozenten und Professoren zusammen mit den einheimischen Lehrkräften ausgebildet
  • In Laos gab es bis 2002 keine einheimisch ausgebildeten FachärztInnen, egal in welchem Fachgebiet. Es gab für das ganze Land nur 4 FachärztInnen für eine Bevölkerung von 5,5 Millionen, die bis auf zwei schon vor dem Krieg im Ausland ausgebildet wurden. Mit unseren einheimischen Counterparts wurde erstmals ein Curriculum für die Facharztausbildung erarbeitet und die Ausbildungsordnung für MedizinstudentInnen in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe überarbeitet
  • In einem zweiten Schritt wurden geeignete KandidatInnen für eine erfolgreiche Facharztausbildung gesucht und in die theoretische und praktische Ausbildung zum Facharzt/Ärztin aufgenommen.
  • Bis zum Projektende wurden in Laos die ersten 12 FachärztInnen ausgebildet, geprüft und mit entsprechender technischer Nachrüstung in ihren Provinzhospitälern eingesetzt und evaluiert
  • Die einheimischen Lehrkräfte erhielten ein praktisches „on-the-job Training“ und erlernten mit Hilfe der neuen Lehrmaterialien einen modernen multimedialen Unterricht durchzuführen
  • Dieses „training of trainers“ war Voraussetzung für eine nachhaltige Wissensmultiplikation an den beteiligten Institutionen
  • Unsere Lehrmaterialien wurden in weiten Teilen auch sekundär in den „Undergraduate“ Unterricht der MedizinstudentInnen integriert und konnten auch so zu einer verbesserten Ausbildung beitragen
  • Zu den geburtshilflich orientierten Modulen (n=7) wurden auch die Hebammen und ihre Lehrkräfte zur Teilnahme eingeladen und können nun zusammen mit den Fachkollegen das neue Wissen einsetzen
  • In den zehn Projektjahren in Vietnam und den ersten fünf Jahren in Laos wurden nach dreißig Jahren Krieg und politischer und wirtschaft-licher Isolation in diesen Ländern die Türen zu einer internationalen Öffnung und Kooperation im Gesundheitswesen aufgestoßen.
  • Ausbildung und Lehre, Curricula Entwicklung, technische Nachrüstung wo nötig, Forschungs- und Ausbildungsstipendien, die Entwicklung von Lehrmaterialien und universitärer Zusammenarbeit haben sich als wirkmächtige Werkzeuge erwiesen, um eine nachhaltige Ent-wicklung nicht nur auf dem Sektor der Frauengesundheit sicherzu-stellen
  • Die von uns entwickelten Lehrbücher und Unterrichtsmodule wurden vom European Board and College of Obstetrics and Gynecology (EBCOG) in Brüssel auf Grund ihrer Qualität auch für die Facharzt-ausbildung in Europa akkreditiert. Dies führte wiederum in der Folge zu einer erhöhten Akzeptanz in den mit uns kooperierenden anderen Projektländern, vor allem im englischsprachigen Afrika (s. Projekte in Äthiopien, Eritrea, Ghana und Mozambik)

Lokaler Projektpartner: Ministry of Health, Hanoi-Vietnam, Vientiane-Laos, Yangon-Myanmar
Ministry of Training and Education, Hanoi, Vientiane-Laos
University of Medicine and Pharmacy, Ho Chi Minh City
University of Medicine and Pharmacy, Hue
National University/Medical Faculty, Hanoi
Tu Du Hospital, Ho Chi Minh City
Hue Central Hospital, Hue
Institute for Mothers and Newborn, Hanoi
University of Health Sciences, Vientiane, Laos und angeschlossene Lehrkrankenhäuser
Central Women’s Hospital Yangon, Lehrkrankenhaus der Universität Yangon
Alle Förderer: Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg
Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD, Bonn
Mercator Stiftung Essen
Asia-Link Programm der Europäischen Union
Materra Stiftung Frau und Gesundheit e.V., Freiburg
Universitäts-Frauen- und Kinderklinik Freiburg
Universitäts-Frauenklinik Heidelberg
Universitäts-Frauenklinik Bonn
Freie Universität von Amsterdam Abteilung Geburtshilfe
Universitäts-Kinderklinik Düsseldorf
Alle beteiligten asiatischen Universitäten wie oben
Karl-Storz GmbH, Tuttlingen
Aesculap, Tuttlingen

Kontakt: Michael Runge

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