Training and Technical Assistance in Reproductive Health in Vietnam

Land: Vietnam
Projektleitung: Michael Runge
Fördersumme: 1,8 Millionen DM
Laufzeit: 1994 -95 Pilotphase, 1996-2001 Hauptprojekt
Lokale Projektpartner: Siehe unten
Alle Förderer: Siehe unten
Kontakt: Michael Runge

Vietnam war durch die politische Isolation unter Führung der USA und die sozialistischen Planwirtschaft bereits Mitte der 80-iger Jahre am Rande des Kollapses und hungerte. Zwanzig Jahre nach Ende des Vietnamkrieges (1995) hatte die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung einen historischen Tiefstand erreicht. Die Krankenhäuser waren seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert worden, es roch nach Urin, die Frauen in den großen Frauenkliniken im früheren Saigon lagen zu zweit auf Drahtgestellen. Matratzen und Medikamente waren knapp und das medizinische Wissen war während des Krieges stehen geblieben. Die Fach-abteilungen wurden nur noch von wenigen alten Fachärzten der Vorkriegszeit und verdienten Allgemeinärzten und Chirurgen versorgt und geführt.

Die Medizinstudenten- und die Facharztausbildung lag am Boden und die neuesten Lehrbücher waren von 1968. Eine frauen- und kindergerechte medizinische Ver-sorgung gab es schon lange nicht mehr. Die Folge war eine der höchsten mütter-lichen Sterblichkeitsraten weltweit (700 Todesfälle auf 100.000 Lebendgeburten, Bundesrepublik 6-8 Fälle/100.000). Ähnlich schlimm sah es bei der perinatalen- und der Säuglingssterblichkeit aus.

Die medizinische Fakultät in der alten Kaiserstadt Hue in Zentralvietnam wurde unter Freiburger Mithilfe in den Jahren 1961-68 aufgebaut. Dieser historische Bezug, eine neue Politik der Öffnung der vietnamesischen Regierung und die Tatsache, dass wir bereits zwei Hilfsprojekte in Vietnam förderten, erlaubte es uns 1994, die vietname-sischen medizinischen Fakultäten und Frauenkliniken zu besuchen und die Gesund-heitssituation vor Ort zu analysieren (s.a. ARD Film „Vom Leben und Sterben in Vietnam“ über die materra Projekte in der Mediathek). Um die Not der Frauen und Kinder zu lindern und um die sehr engagierten KollegInnen in ihrem Bemühen um eine bessere Gesundheitsversorgung zu unterstützen, wurde letztendlich das hier vorgestellte Projekt konzipiert.

Unser Projektteam im Hung Vuong Krankenhaus in Ho Chi Minh City, dem früheren Saigon

Ziele

  • Senkung der mütterlichen und kindlichen Sterblichkeits- und Erkrankungsraten
  • Öffnung der medizinischen Fakultäten für eine internationale Zusammenarbeit nach Jahrzehnten der Isolation

Durchführung

  • Wiederaufnahme einer qualitativ besseren Facharztausbildung
  • Gemeinsamer Aufbau eines Master Kurses in Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit den medizinischen Fakultäten und Unterricht des-selben
  • Praktisches on-the-job Training in den großen Lehrkliniken des Landes mittels internationaler Beteiligung
  • Technische Nachrüstung wo nötig, um die neuen Lehrinhalte auch klinisch umsetzen zu können
  • Stipendienvergabe für angehende FachärztInnen und Führungskräfte
  • Organisation internationaler Workshops in Hanoi, Hue und Ho Chi Minh City, um das Wissen der Ärzte zu verbessern und neuen klinischen Kooperationen mit anderen Universitäten und Kliniken in Deutschland und Europa Vorschub zu leisten

Ergebnisse

  • in den ersten sechs Jahren dieses Vietnamprojekts wurden 1.200 FachärztInnen aus allen Landesteilen aus bzw. weitergebildet, die heute jedes Jahr Millionen von Frauen und Neugeborenen versorgen
  • es wurden 22 internationale Workshops zu frauenheilkundlichen und geburtshilflichen Themen durchgeführt (Gesamtbeteiligung 5092 vietnamesische ÄrztInnen)
  • 25 nationale praxisorientierte Seminare und Trainingskurse
  • es wurden mit Hilfe des DAADs 24 ein bis zwei Jahre dauernde Ausbildungs- und Promotionsstipendien nach Deutschland vergeben
  • Beteiligung an 11 nationalen und von den Fakultäten organisierte Workshops
  • An den Veranstaltungen waren 27 Dozenten (21 aus Deutschland) aus fünf Ländern beteiligt
  • 29 technische Nachrüstungsprojekte (z.B. Ultraschall, Op-Instru-mente, Mammographie, Laparoskopie etc.)
  • es wurden an vier Kliniken 12 neue Spezialabteilungen eingerichtet (z.B. Brustdiagnostik, Krebsvorsorge, Zytologie, Neonatologie, Endoskopie etc.)

Und

  • Die perinatale Sterblichkeit sank an den beteiligten Kliniken von 58 auf 38 pro tausend Geburten (Bundesrepublik im gleichen Zeitraum 5-7 pro 1.000)
  • Die mütterliche Sterblichkeit sank, auch dank vieler anderen Projekte und Interventionen, in der Zeit von 1994 bis 2007 (Ende des zweiten Projektes) von 700-800 (je nach Region und klinischer Einrichtung) auf 100-200 tote Mütter pro 100.000 Lebendgeburten)

Krankensäle mit über 30 Patientinnen sind nicht ungewöhnlich

Medizinstudentinnen im Innenhof der Universität in der Mittagspause (Hanoi 1995)

Es geht letztendlich immer um die Gesundheit von Frauen und ihren Kindern in unseren Projekten (Bootsverkäuferin auf dem Parfümfluss in Hue 1994)

Lokale Projektpartner: Ministry of Health, Hanoi
Ministry of Training and Education, Hanoi
University of Medicine and Pharmacy, Ho Chi Minh City
University of Medicine and Pharmacy, Hue
National University/Medical Faculty, Hanoi
Hung Vuong Hospital, Ho Chi Minh City
Tu Du Hospital, Ho Chi Minh City
Gia Dinh Hospital, Ho Chi Minh City
Hue Central Hospital, Hue
Institute for Mothers and Newborn, Hanoi
Alle Förderer: Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg
Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD, Bonn
Materra Stiftung Frau und Gesundheit e.V., Freiburg
Universitäts-Frauenklinik Freiburg
Schering AG, Berlin
Karl-Storz GmbH, Tuttlingen

Kontakt: Michael Runge

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