Empowerment von Frauen in Mathare

Mathare, der älteste Slum in Nairobi

Land: Kenia
Projektträger: Materra – Stiftung Frau und Gesundheit
Fördersumme: EUR 130.000,–
Laufzeit: 1.7.2017 – 30.6. 2020
Projektleitung: Judith Fehrenbacher
Kontakt: Judith Fehrenbacher

Das Stadtgebiet Nairobis besteht zu etwa 60 % aus Slums – informellen Siedlungen ohne Infrastruktur. Einer der größten ist Mathare mit geschätzten 600 000 Einwohnern. Die Menschen, die hier leben, sind arm. Ihre Hütten: Unterkünfte aus Wellblech, Holzbrettern, Lehmziegeln, Karton oder Plastikplanen. Die Wege: schmal, vom Regen aufgeweicht, von Kloaken gesäumt. Mathare erlangte traurige Berühmtheit durch die blutigen Unruhen im Anschluss an die Wahl 2007/2008. Damals wurde nach der Bekanntgabe des strittigen Wahlergebnisses aus dem politischen Konflikt blitzschnell auch ein ethnischer. Im von Kikuyu und Luo bewohnten Mathare eskalierte die Gewalt in Form von Morden, Plünderungen und Vergewaltigungen. Insbesondere Frauen und Kinder waren die Leidtragenden.

Die Partnerorganisation Slum TV

Eine Gruppe junger Journalisten und Künstler gründete damals eine Initiative namens Slum TV. Sie waren unterschiedlicher ethnischer Herkunft, aber gemeinsam im Slum aufgewachsen. Sie wollten etwas tun, um der Gewalt ein Ende zu setzen. Ihre Idee: durch die filmische Darstellung persönlicher Erlebnisse wieder Empathie und Versöhnungsbereitschaft in der community zu wecken. Die Ergebnisse wurden auf großen Leinwänden an zentralen Orten im Slum gezeigt. Diese public viewing events genossen bald große Popularität. Sie trugen dazu bei, ethnische Gräben zu überwinden. Außerdem stärkten sie das Gemeinschaftsgefühl. In den Mainstream-Medien wurden die Bewohner üblicherweise als gefährliche Kriminelle oder verelendete Drogensüchtige dargestellt. Den Slum TV Akteuren gelang es, ein Gegenbild zu entwerfen: Sie führten den Menschen vor Augen, wie kreativ, erfinderisch und lernfähig sie waren.
Slum TV produziert nach wie vor Dokumentationen oder kleine Sitcoms, die öffentlich gezeigt werden. Seit ein paar Jahren gibt es auch ein Filminstitut: Dort können sich Jugendliche aus dem Slum ausbilden lassen. Durch ihre Qualifikation haben sie gute Chancen, als Freelancer Geld zu verdienen, nicht selten beim staatlichen Fernsehen.

Projekt "Sauti ya Binti"

Das Projekt „Sauti ya Binti“

Vor allem Frauen sind in Mathare betroffen von Armut und Gewalt und mangelhafter Gesundheitsversorgung. Der Bedarf an seriösen Informationsquellen ist groß. Frauenspezifische Themen sind in den tansanischen Medien unterrepräsentiert und marginalisiert. Das Projekt „Sauti ya binti“ (übersetzt: die Stimmen der Frauen“) unterstützt Frauen in Mathare auf unterschiedliche Art und Weise. Mithilfe von materra kann Slum TV seit 2017 Frauenkurse im räumlich erweiterten Filminstitut anbieten und durchführen. Die Studentinnen können so journalistische Skills erwerben. Viele Frauen sind alleinerziehend und waren bis dato nicht in der Lage, Ausbildungsangebote wahrzunehmen. Betreuungshilfen für Kinder erwiesen sich als wirkungsvolle, flankierende Maßnahme. Die Kursteilnehmerinnen gestalten mittlerweile eine wöchentlich ausgestrahlte Sendung bei „Koch FM“, einem im Nachbarviertel ansässigem, populären Slum Community Radio. Dort können sie ihre Themen zu Gehör bringen und sie per Telefonzuschaltung mit den zahlreichen Hörerinnen in Mathare diskutieren. Als Reporterinnen und Moderatorinnen stellen sie diskriminierende mediale Geschlechterbilder wirksam in Frage. Das Projekt ermöglicht außerdem Filmproduktionen und Vorführungen im Slum an öffentlichen Plätzen. Es läuft im Juni 2020 aus. Ein Folgeprojekt wird von uns gerade beim BmZ beantragt.

Projekt "Sauti ya Binti"

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